GRÜN MACHT HEUTE, WAS MORGEN ZÄHLT!

GRÜN MACHT HEUTE, WAS MORGEN ZÄHLT!

Wahlprogramm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hochsauerlandkreis 2025

Die Herausforderungen der kommenden Jahre sind gewaltig: Klimakrise, soziale Ungleichheit, demografischer Wandel, Digitalisierung, Entwicklung von KI, Energie- und Mobilitätswende. Sie dulden keinen Aufschub – und sie erfordern einen politischen Aufbruch, der konsequent ökologisch, solidarisch und generationengerecht handelt.

Wir von Bündnis 90 / Die Grünen im Hochsauerlandkreis fordern deshalb ein neues, ambitioniertes Zukunftsprogramm 2030, das über bestehende Pläne hinausgeht und unseren Kreis zukunftsfest aufstellt. Dieses Programm muss ökologische Belastungsgrenzen respektieren, sozialen Zusammenhalt stärken und wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig ausrichten. Es braucht verbindliche Ziele, ressort- und sektorenübergreifendes Denken, wirksame Beteiligung der Bürger*innen – und den politischen Mut, die notwendigen Schritte jetzt zu gehen.

Nachhaltigkeit ist unser Leitprinzip.
Wir wollen die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) fest in allen Planungs- und Entscheidungsprozessen des Hochsauerlandkreises verankern. Öffentliche Vorhaben sollen einem verbindlichen Nachhaltigkeitscheck unterzogen werden. Und kommunale Betriebe wie Beschaffungsmaßnahmen müssen konsequent nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden.

Nur so kann der Hochsauerlandkreis zum Vorreiter einer sozial-ökologischen und wirtschaftlichenTransformation werden: lebenswert, zukunftsfähig und gerecht für alle Generationen.

Klima- und Umweltschutz – lokal handeln, global wirksam werden

Der Klimawandel ist längst auch im Hochsauerlandkreis spürbar: Hitzesommer, Starkregen, Waldsterben und Wasserknappheit betreffen unsere Region direkt. Diese Entwicklungen fordern eine entschlossene, lokal verankerte Klimapolitik, die globale Verantwortung ernst nimmt. Wir GRÜNE im HSK verstehen den Schutz des Klimas nicht isoliert, sondern als integralen Bestandteil einer gerechten, wirtschaftlich starken, ökologisch nachhaltigen und solidarischen Gesellschaft.  

Ausbau der Erneuerbaren Energien

Ein zentraler Hebel ist dabei der schnelle und naturverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien – insbesondere der Wind- und Solarenergie. Mit der Regionalplanänderung vom März 2025 wurden zahlreiche Windvorrangflächen im HSK ausgewiesen. In Waldgebieten sollen dabei Kalamitätsflächen, die durch Borkenkäferbefall oder Dürre entstanden sind, vorrangig genutzt werden. Wir haben im Regionalrat durchgesetzt, dass auch sensible Naturräume (sog. Bereiche zum Schutz der Natur) vom Ausbau ausgeschlossen bleiben. Wir streben an, dass der Ausbau von Windenergie im Wald stets begleitet wird von freiwilligen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen wie Heckenpflanzungen, Bodenrenaturierung und Biotopvernetzung im angrenzenden Wald. Die Solarenergie soll beschleunigt vor allem auf Dachflächen und versiegelten Flächen ausgebaut werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll mit einer echten, wirtschaftlichen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einhergehen.

Nationalpark Arnsberger Wald

Wir fordern weiterhin einen Nationalpark im Arnsberger Wald. Dieses Großschutzgebiet wird als Rückgrat einer zukunftsfähigen Landschaftspolitik dienen – zum Schutz der Biodiversität und des Regionalklimas, zur Stärkung der Klimaresilienz und des Holzertrags auch angrenzender Wälder und als Erholungsraum für Bevölkerung und Tourist*innen. Ein solcher Park schafft ökologische, soziale und ökonomische Mehrwerte zugleich.

Zweite Biologische Station im Hochsauerlandkreis

Wir setzen uns für die Einrichtung einer zweiten Biologischen Station im HSK ein. So können die Naturschutzgebiete in der westlichen, am dichtesten besiedelten Hälfte unseres riesigen Kreisgebietes endlich adäquat versorgt werden. Landschaftspflege, Artenschutzprojekte und Umweltbildung brauchen kurze Wege, persönliche Kontakte und lokale Expertise. Eine Station im westlichen Teil des HSK könnte eng mit Landwirt*innen, Vereinen, Kommunen und Ehrenamtlichen zusammenarbeiten. Auch Umweltbildung und Beteiligung in Schulen, Kitas und der allgemeinen Bevölkerung würden durch eine im Raum Arnsberg/Sundern verankerte Station gefördert. So stärken wir das Bewusstsein für Natur- und Klimaschutz. Wir befürworten außerdem ähnlich wie im Märkischen Kreis, die Einrichtung eines Waldkindergartens oder den Verkauf von Streuobstbäumen.

Integriertes Wasserschutzkonzept

Um unsere Wasserressourcen zukunftssicher zu machen, fordern wir ein integriertes Wasserschutzkonzept, das sich an der Klimaanpassungsstrategie NRW orientiert. Unser Ziel ist die Stärkung der Gewässerresilienz, die langfristige Sicherung der Trinkwasserversorgung und die Wiederherstellung des natürlichen Wasserhaushalts. Dafür braucht es einen konsequenten Hochwasserschutz nach dem 10-Punkte-Plan des Landes, einen sparsamen Umgang mit Wasser als öffentlichem Gut, eine kreisweit mit Kommunen, Land- und Waldwirtschaft sowie den Wasserverbänden abgestimmte Wasserstrategie. Der Klimaatlas NRW und ein kreisweites Klimafolgenmonitoring sollen hierfür die Entscheidungsgrundlage darstellen.

Schwammwälder konsequent und schnell umsetzen

Die Wiedervernässung von Wäldern und Mooren ist eine Schlüsselmaßnahme gegen Klimafolgen. Schwammwälder erhöhen den Wasserrückhalt, binden CO₂, fördern Biodiversität und reduzieren Hochwasserrisiken. Der Hochsauerlandkreis soll Pilotregion für klimaresiliente Waldlandschaften werden. Wir fordern den Aufbau eines kommunalen Maßnahmenfonds, gespeist aus Ersatzgeldern (§ 31 LNatSchG NRW) und gezielte Investitionen in den Rückbau von mindestens 1.000 km Entwässerungsgräben und die Renaturierung von 1000 ha Feuchtflächen bis 2030 sowie die Wiedervernässung von Mooren, Aktivierung alter Bachverläufe und naturnahe Gewässerentwicklung. Dafür soll der Kreis eine transparente Fortschrittskontrolle über ein öffentlich zugängliches Monitoring (z. B. QGIS-basiert) sowie Personalstellen zur Umsetzung dieser Maßnahmen einrichten – auch durch eine Hinwirkung darauf, dass die  Ersatzgeldverwendung für Personalkosten rechtlich geöffnet wird. Eine klare Priorität gilt hierbei für FFH- und Vogelschutzgebiete, in denen bereits Maßnahmen geplant, aber noch nicht umgesetzt wurden.

Grünland mit Weidehaltung für Klima und Biodiversität

Im Hochsauerlandkreis werden fast zwei Drittel der landwirtschaftlichen Flächen
als Dauergrünland genutzt, überwiegend in Kombination mit der Haltung von
Rindvieh. Vor allem in der Milcherzeugung wird dabei die traditionelle
Weidehaltung der Kühe zunehmend durch ganzjährige Stallhaltung mit
Silagefütterung ersetzt. Um das Grünland als bedeutsame CO2-Senke zu erhalten
und gleichzeitig Biodiversität und artgerechte Tierhaltung zu fördern, wollen
wir die Landwirte dabei unterstützen, ihre Tiere wieder auf die Weide zu
schicken.

Menschen vor extremer Hitze schützen

Auch im HSK heizen sich Städte und der ländliche Bereich immer mehr auf – mit
weitreichenden Auswirkungen auf die Gesundheit insbesondere von Babys,
Kleinkindern und älteren Menschen. Es braucht Hitzeaktionspläne im HSK, die bei
denjenigen ansetzen, die am stärksten gefährdet sind. Kühle Räume in
öffentlichen Gebäuden, frei zugängliche Trinkwasserspender an öffentlichen
Plätzen, preisgünstiger Zugang zu Schwimmbädern, schattige Bereiche auf
Spielplätzen und Schulhöfen sind Maßnahmen, die Möglichkeiten zur Abkühlung
bieten. Hitzekarten können den Bürger*innen Hinweise auf kühle Orte geben,
Hitzetelefone können insbesondere ältere alleinlebende Menschen vor
Hitzeperioden warnen. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kitas sowie andere öffentliche Gebäude brauchen die nötige Ausstattung, um der Hitze zu begegnen – z.B. mit Beschattung, Begrünung und energieeffiziente Klimaanlagen.

Klimaschutz messbar und verbindlich machen

Der Kreis soll Klimaneutralität bis spätestens 2040 mit einem konkreten Fahrplan beschließen.  Hierfür sollen gemeinsam mit den Sektoren verbindliche Ziele in den Bereichen Mobilität, Energie, Gebäude und Landwirtschaft beschlossen werden.

Zur Steuerung und Kontrolle soll ein jährliches Umsetzungs- und Wirkungsmonitoring eingeführt werden, das die Emissionsentwicklung in allen Sektoren dokumentiert, die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen transparent macht und Korrekturmaßnahmen einleitet, wenn Klimaziele verfehlt werden.

Zentrale Maßnahme zur Zielerreichung soll der Aufbau eines jährlichen „Klimabudgets“ als politisch steuerbares Instrument werden, inklusive eines Dekarbonisierungsfahrplans für alle kreiseigenen Liegenschaften. Zudem sollen alle geeigneten öffentlichen Dachflächen bis 2028 für Photovoltaik genutzt werden. Wir fordern eine PV-Pflicht bei neuen Gebäuden sowie eine umfassende Solarberatung für Bestandsbauten. Zudem soll der Kreis darauf hinwirken, dass in allen Kommunen Schwammstadtprinzipien und klimaresilientes Bauen strategisch verankert werden.  

Klimaschutz gemeinsam gestalten

Eine ökologische Transformation gelingt nur mit allen Menschen. Wir wollen die Umwelt- und Klimapolitik interkulturell und inklusiv öffnen mithilfe mehrsprachiger und barrierefreier Informationsangebote zu Umwelt- und Klimathemen und einer gezielten Einbindung von Initiativen für Migrant*innen und Menschen mit Behinderungen in kommunalen Klimaprojekten, z.B. im Rahmen von gemeinsamen Stadtteilinitiativen, Bildungsangeboten und Plattformen. Wir sind davon überzeugt, dass eine so gestaltete Umweltbildung Brücken baut und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.

Mobilitätswende jetzt – sozial, ökologisch und alltagstauglich

Mobilität ist mehr als Fortbewegung – sie ist Teilhabe, Lebensqualität und Klimaschutz zugleich. Der Hochsauerlandkreis braucht eine zukunftsgerichtete Mobilitätsstrategie, die ökologische Verantwortung mit sozialer Gerechtigkeit verbindet. Unser Ziel ist eine Verkehrswende, die alle erreicht – unabhängig von Wohnort, Alter, Einkommen oder körperlichen Voraussetzungen. Noch immer fließen öffentliche Mittel in fossile Verkehrssysteme. Wir fordern den konsequenten Rückbau klimaschädlicher Subventionen und die gezielte Umverteilung in nachhaltige Mobilitätsformen. Investitionen sollen dort ansetzen, wo sie den größten Beitrag zu Teilhabe,  Lebensqualität und Klimaschutz leisten.

Öffentlicher Nahverkehr als Rückgrat

Bis 2035 muss der ÖPNV zum Rückgrat der Mobilität im ländlich geprägten HSK werden. Wir fordern dafür einen Halbstundentakt auf allen Hauptverkehrsachsen, Rufbus-Systeme für kleinere Ortschaften und abgelegene Regionen, ein kreisweites Sozialticket, das Mobilität für alle bezahlbar macht sowie konsequent barrierefreie Haltestellen und Fahrzeuge bis spätestens 2030.

Wir erwarten, dass die Reaktivierung der Röhrtalbahn zwischen Sundern und Arnsberg mit hohem Tempo vorangebracht wird und die Planung für einen Personenschienenverkehr zwischen Brilon und Paderborn vorangetrieben wird.

Zudem muss das Mobilitätskonzept über die Kreisgrenzen hinausdenken: Die Verkehrsverbindungen in die angrenzenden NRW-Landkreise sowie nach Hessen sind essenziell für Alltag, Ausbildung und Arbeit vieler Menschen im HSK. Wir fordern deshalb ein abgestimmtes Vorgehen mit den benachbarten Regionen, um funktionierende, durchgängige Verbindungen zu schaffen und bestehende Lücken zu schließen.

Rad- und Fußverkehr stärken

Aktive Mobilität schützt das Klima, fördert die Gesundheit und belebt unsere Orte. Deshalb fordern wir den flächendeckenden Ausbau eines durchgängigen, alltagstauglichen Kreisradwegenetzes – sicher und ganzjährig nutzbar (inkl. Winterdienst) sowie sichere Fußwege und Querungsmöglichkeiten an Kreisstraßen,  insbesondere im Umfeld von Schulen, Senioreneinrichtungen und Haltestellen.

Multimodalität und Innovation fördern

Moderne Mobilität ist vernetzt. Wir wollen die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger stärken durch intermodale Knotenpunkte zur Verknüpfung von Schienen-, Bus-, Rad- und motorisiertem Individualverkehr (Multimodalität) an Bahnhöfen, zentralen Haltestellen und Ortszentren. E-Mobilität, Ladeinfrastruktur und autonomes Fahren sollen gezielt gefördert werden,  der Aufbau und Unterstützung von Carsharing- sowie Bikesharing-Angeboten – auch in kleineren Gemeinden – sollen  vom Kreis unterstützt werden.

Soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und Demokratie stärken – für ein solidarisches und vielfältiges Miteinander

Eine gerechte Gesellschaft lebt von gleichen Chancen, echter Teilhabe und einer starken Demokratie. Wir GRÜNE im Hochsauerlandkreis setzen uns dafür ein, dass alle Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Einkommen, Behinderungen und Einschränkungen  oder sozialem Status – die Möglichkeit haben, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten, gehört zu werden und mitzubestimmen. Unser Ziel ist eine Region, in der Vielfalt nicht nur anerkannt, sondern aktiv gefördert wird – sichtbar, hörbar und wirksam.

Bildung und Kultur: kostenfrei, zugänglich, vielfältig

Bildung ist ein Fundament für Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe. Wir fordern gut ausgestattete Kitas mit ausreichend Fachpersonal. Wir brauchen mehr barrierefreie Ganztagsschulen mit moderner Ausstattung, nachhaltigen Gebäuden und einem starken Netz an Schulsozialarbeit. Dabei soll  Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in allen Bildungseinrichtungen hohe Aufmerksamkeit zukommen, genauso wie einer umfassenden Medienbildung und der digitalen Ausstattung für alle Schüler*innen. Es sollen auch die außerschulischen Bildungsangebote wie Jugendzentren, kulturelle Projekte, politische Bildung und Beteiligungsformate gestärkt werden.

Kultur ist ein weiteres Fundament für Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe. Sie prägt uns, verbindet uns und macht unser Leben reicher und interessanter. Sie kann unseren Horizont erweitern und ermöglicht uns, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Kultur ist sowohl Bestandteil unserer Bildung, als auch Bereicherung unserer Freizeit und Lebensqualität. Wir wollen Museen, kulturelle Einrichtungen, die HSK-Musikschulen, Theateraufführungen sowie das kulturelle Ehrenamt fördern.

Vielfalt als Stärke im Bildungssystem

Inklusion und Integration sind Grundpfeiler gerechter Bildung. Schulen sollen Orte sein, in denen kulturelle, sprachliche und individuelle Vielfalt anerkannt und gefördert wird. Wir setzen uns ein für gezielte Sprachförderung und Unterstützung für neu zugewanderte Kinder durch interkulturell geschulte Schulsozialarbeiter*innen sowie mehrsprachige Informationsangebote für Eltern. Diversität bei Lehrmaterialien und Lehrkräften ist eine wichtige Voraussetzung für eine diskriminierungssensible und rassismuskritische Bildungspraxis. Wir benötigen mehr barrierefreie Räume und multiprofessionelle Teams um allen Schüler*innen gerecht werden zu können und fordern eine verbindliche inklusive Schulentwicklungsplanung, abgestimmt mit den Kommunen und Schulträgern.

Inklusion leben – Barrieren abbauen, Teilhabe ermöglichen

Eine Gesellschaft für alle bedeutet, dass niemand ausgegrenzt wird. Inklusion ist kein Zusatzauftrag, sondern Kern moderner Kreispolitik. Wir wollen den Hochsauerlandkreis zu einer inklusiven Region weiterentwickeln. Dazu gehören kreiseigene Inklusionsleitlinien als Richtschnur für Verwaltung und Politik und barrierefreier Rats- und Ausschussarbeit (mit leichter Sprache, digitalen Zugängen, Gebärden- oder Schriftdolmetschung). Inklusionsbeiräte mit Rede- und Antragsrecht können gezielt die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen einbringen. In öffentlichen Gebäuden sollten inklusive Brandschutzsignale vorhanden sein und der öffentliche Raum oder Veranstaltungen ohne Einschränkung für Menschen mit Behinderungen nutzbar sein.

Teilhabe braucht Gerechtigkeit – Familien und Menschen in Armut stärken

Viele Familien im Hochsauerlandkreis kämpfen mit steigenden Lebenshaltungskosten, zu wenigen Betreuungsplätzen oder unsicherem Wohnraum. Deshalb unterstützen wir den Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder aller Altersstufen. Wir fordern die kommunale Unterstützung für Housing-First-Projekte, Clusterwohnungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie soziale Wohnraumagenturen, die gezielt Menschen mit schwierigen Ausgangslagen beraten und begleiten. Projekte wie „Brückenschlag“, die wohnungslose Familien ganzheitlich unterstützen, müssen gesichert und ausgebaut werden.

Gleichstellung verwirklichen – Frauen stärken

Gleichstellung ist immer noch eine zentrale Zukunftsaufgabe.  Unser Ziel: den Anteil von Frauen in Politik und in gehobenen Leitungsfunktionen in der Verwaltung bis 2030 deutlich erhöhen – besonders auch von Frauen mit Migrationsgeschichte oder Frauen mit Behinderungen. Wir fordern ein engagiertes Vorgehen gegen Gewalt an Frauen – dazu gehört der Ausbau an Frauenhausplätzen und Beratungsangeboten. Darüber hinaus fordern wir eine geschlechtersensible Kommunal- und Regionalplanung. Wir wollen uns einbringen in sichere Wege, barrierefreie Toiletten, gut beleuchtete öffentliche Räume sowie den Ausbau von Frauenhausplätzen und spezialisierter Beratung. Dazu gehören die strukturelle Förderung präventiver Angebote: Täterarbeit, geschlechtssensible Jugendprojekte und Gewaltprävention an Schulen. Wir wollen uns einbringen bei der Organisation eines parteiübergreifenden Gleichstellungs-arbeitskreises aller demokratischen Parteien zur Stärkung weiblicher politischer Teilhabe. Darüber hinaus unterstützen wir eine gendersensible Stadtplanung, die die
unterschiedlichen Bedürfnisse aller berücksichtigen. Sichere Wege, eine
verbesserte Beleuchtung und mehr öffentliche saubere und barrierefreie Toiletten
sind nur einige Aspekte in diesem Kontext.

Demokratie stärken – Teilhabe leben, Vielfalt schützen

Demokratie lebt vom Mitmachen – und muss für alle zugänglich sein. Noch immer sind Menschen mit Migrationsgeschichte, Behinderung oder geringem Einkommen in politischen Prozessen unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern, indem wir uns für echte Beteiligungsformate einsetzen, wie z.B. gestreamte Ratssitzungen, digitale Abstimmungen, Bürgerräte und Beteiligungshaushalte. Projekte wie Urban Gardening, Repair-Cafés oder „Dritte Orte“ zeigen, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt und demokratische Kultur gestärkt werden können. Beteiligung darf kein Expert*innenprojekt sein – sie muss einfach, niedrigschwellig und alltäglich möglich sein.

Demokratie braucht Schutz: Wir stellen uns konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Hetze. Unsere Gesellschaft lebt von Vielfalt – und diese gilt es zu verteidigen. Die „Demokratiezelle Dorf“ steht für unser Verständnis: Demokratie beginnt vor Ort – durch Zuhören, Mitgestalten, Aushandeln und gemeinsames Handeln.

Gesundheit und Pflege: Dezentral, solidarisch und zukunftsfest

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist ein zentrales Gut unserer Gesellschaft. Gesundheitsangebote müssen wohnortnah, bezahlbar und umfassend für alle Menschen zugänglich sein. Doch die medizinische und pflegerische Versorgung im HSK steht unter Druck: Arztpraxen bleiben unbesetzt, Pflegekräfte fehlen, Entfernungen wachsen. Das belastet insbesondere psychisch Erkrankte, Menschen mit Behinderung und Menschen in Armut. Wir wollen gegensteuern – mit einer aktiven, kommunal getragenen Gesundheitspolitik und einem engagierten Neustart des Masterplans Gesundheit HSK. Eine solidarische Gesundheitsversorgung muss auch die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund und Schutzsuchenden berücksichtigen. Sprachliche und kulturelle Barrieren dürfen nicht zur Hürde beim Zugang zu medizinischer Hilfe werden. Deshalb setzen wir uns für mehrsprachige Informationsangebote, kultursensible Beratung und die interkulturelle Öffnung von Gesundheitseinrichtungen ein. Auch bei psychischer Gesundheit brauchen geflüchtete Menschen und Menschen mit Migrationsgeschichte gezielte, traumasensible Angebote. Gesundheit darf nicht von Aufenthaltsstatus, Herkunft oder Sprachkenntnissen abhängen, sondern muss für alle Menschen im Hochsauerlandkreis erreichbar und verständlich sein.

Dezentrale, solidarische Versorgungsstrukturen aufbauen
Dezentrale, kommunale Gesundheitszentren sollen medizinische Grundversorgung, Pflegeangebote und Gesundheitsförderung bündeln. Dort können Haus- und Fachärzt*innen, Physiotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen und Pflegekräfte gemeinsam arbeiten – angestellt und entlastet vom Druck der Selbstständigkeit. Ergänzend setzen wir auf ambulante und gemeinschaftliche Wohnformen wie Senioren-WGs, um pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Die Notfallversorgung muss deutlich verbessert und vereinheitlicht werden. Dazu gehören transparente Öffnungszeiten, gut erreichbare Standorte und digitale Information. Ebenso wichtig ist der Ausbau psychischer Gesundheitsangebote. Wir fordern wohnortnahe Beratungsstellen, präventive Programme und eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Gesundheitsversorgung von Familien und Kindern – mit erreichbaren Kinderärzt*innen, Früherkennungsprogrammen und Gesundheitsbildung in Kitas und Schulen. Telemedizin und digitale Sprechstunden können Versorgungslücken schließen, wenn sie sinnvoll eingebettet sind.

Umfassende Bedarfsanalyse

Wir fordern die Erstellung eines regionalisierten Gesundheitsatlasses HSK mit Indikatoren zu Versorgungsdichte, Facharztpräsenz, Wartezeiten, Erreichbarkeit, Barrierefreiheit und Armutslagen. Dazu gehört eine unabhängige Analyse des tatsächlichen Versorgungsbedarfs, z. B. in der psychiatrischen Versorgung, differenziert nach Wohnort, sozialem Status und Migrationsgeschichte unter Beteiligung von Sozialverbänden, Selbsthilfegruppen, Behindertenbeauftragten und Betroffenen an der Datenerhebung und Bewertung.

Infrastruktur für soziale Gerechtigkeit

Es soll ein kreisweiter sozialmedizinischer Dienst für arme, ältere oder migrierte Menschen mit chronischen oder psychischen Belastungen geschaffen werden. Die  interdisziplinäre  Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsamt, Sozialamt und Jugendhilfe muss ausgebaut werden, wozu auch die digitale Erreichbarkeit und barrierefreie Kommunikationsangebote für alle Gesundheitsdienste gehören.

Aufsuchende, inklusive Versorgungsplanung

Wir brauchen den Ausbau niedrigschwelliger, aufsuchender Angebote in gesundheitlich unterversorgten Regionen. Das kann mit der Entwicklung eines regionalen Modells für „Gesundheitskioske“ geschehen als multiprofessionelle Beratungsstellen in besonders betroffenen Stadtteilen und Dörfern. Dazu gehört die Förderung integrativer Gesundheitsangebote für Menschen mit Behinderung – insbesondere mit psychischen Erkrankungen – in Zusammenarbeit mit freien Trägern.

Transparente Fortschrittskontrolle

Für eine effiziente und transparente Umsetzung erwarten wir  jährliche Sozial- und Gesundheitsberichte mit Fokus auf Gesundheitsgerechtigkeit, Erreichbarkeit und Inklusion sowie eine öffentliche Evaluation der Versorgungssituation mit Bürgerbeteiligung und Quartiersanalysen.

Wirtschaft und Tourismus in der Region – nachhaltig und gerecht

Der Hochsauerlandkreis steht für starke Unternehmen, engagiertes Handwerk und innovative Ideen. Diese wirtschaftliche Kraft wollen wir bewahren und stärken, indem wir sie zusammen mit den Unternehmen, Kammern und Verbänden in Richtung Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung weiterentwickeln. Denn eine zukunftsfähige Wirtschaft vereint ökologisches Handeln mit sozialer Gerechtigkeit und regionaler Wertschöpfung.

Auch die Landwirtschaft und die mit ihr verbundenen „grünen Berufe“ sind im
Hochsauerlandkreis ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit vielen
zusätzlichen Arbeitsplätzen im vor- und nachgelagerten Bereich. Sie wirkt durch
ihre Flächennutzung wesentlich auf die uns umgebende Natur und Landschaft und
verdient auch aus diesem Grund unsere besondere Beachtung. Wir wollen Rahmenbedingungen für unsere Landwirtschaft schaffen, die es den Betrieben erlauben, sich wirtschaftlich zu entwickeln und dabei die natürlichen Lebensgrundlagen als Basis ihrer Produktion zu schützen und zu fördern. Gerade die kleinen und
mittleren bäuerlichen Familienbetriebe im Sauerland möchten wir erhalten und
stärken, da sie neben der Lebensmittelproduktion oft vielfältige Beiträge zur
Landschaftserhaltung, zum Biotop- und Klimaschutz und zur dörflichen Kultur
leisten.

Wir unterstützen die Digitalisierung im Handwerk, fördern grüne Innovationen und setzen auf Bildung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung. Besonders wichtig ist uns die gezielte Förderung von Frauen in Wirtschaft und Führung – durch faire Arbeitszeitmodelle, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine gerechtere Verteilung von Sorgearbeit. Die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung und Ganztagsangebote sind dabei ein unverzichtbarer Baustein.

Zugleich braucht es eine aktive Einbindung von Menschen mit Migrationsgeschichte in die regionale Wirtschaftsentwicklung. Wir setzen uns für faire Zugänge zu Arbeit, Ausbildung, Gründung und Weiterbildung durch interkulturelle Sensibilisierung und Öffnung ein. Das Thema rund um die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und eine gezielte Integration durch den Zugang zum Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle auch für den Erhalt und die Stärkung der Facharbeiterschaft.

Gewerbeflächen wollen wir ressourcenschonend entwickeln: es gilt der Vorrang für die Sanierung bestehender Flächen, Entsiegelung von Industrie- und Gewerbebrachen, grüne Infrastruktur zur Versorgung und zur Stärkung der Resilienz gegen Extremwetter  und nachhaltige Mobilitätsangebote für Beschäftigte. Der Hochsauerlandkreis soll keine weiteren Flächen für Gewerbegebiete erschließen, sondern kreative Lösungen finden, um Wirtschaft und Klimaschutz zu verbinden, wie sie beim Modellprojekt Nachhaltige Gewerbegebiete in Südwestfalen der IHK Arnsberg, Hellweg Sauerland pilotiert werden.

Nachhaltiger Tourismus – sanft, klimagerecht, regional

Auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle – als Wirtschaftsfaktor, aber auch als Gestaltungsfeld für nachhaltige Entwicklung. Wir setzen auf Qualität statt Masse durch die Weiterentwicklung  naturverträglicher Angebote, Förderung regionaler Betriebe, gute Erreichbarkeit ohne Auto und die Entwicklung des Kreises zur Modellregion für sanften, klimagerechten Tourismus. Dabei sollen vor allem negative Auswirkungen von „over tourism“ auf die lokale Bevölkerung verhindert werden, wie z.B. die dramatische Verknappung von bezahlbarem Wohnraum in den touristischen Hotspots. Es müssen  auch migrantische Unternehmen und Initiativen aus der Kulturszene durch interkulturelle Tourismusformate, Begegnungsräume oder neue Formate von sozialem Unternehmertum im ländlichen Raum eingebunden werden.

Abfallwirtschaft – Kreisläufe schließen, Ressourcen schützen

Unsere Abfallwirtschaft muss zur echten Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden. Ziel ist ein System, das Müll vermeidet, Stoffkreisläufe schließt und Ressourcen spart. Der Hochsauerlandkreis soll Vorreiter einer nachhaltigen Abfallpolitik werden – innovativ, transparent und bürger*innennah. Wir setzen auf höchste Recyclingquoten, Zero-Waste-Konzepte und die enge Zusammenarbeit mit Schulen, Betrieben und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Aufklärungskampagnen und Bildungsangebote sollen das Bewusstsein für Müllvermeidung und Ressourcenschutz stärken. Technische Innovationen wie intelligente Sammelsysteme oder digitale Plattformen zur Wiederverwendung gehören für uns ebenso dazu wie die Förderung lokaler Reparaturinitiativen. Kommunale Entsorgungsbetriebe sollen umweltfreundlich wirtschaften, faire Arbeitsbedingungen bieten und ökologische Kriterien bei Ausschreibungen berücksichtigen. Eine moderne Abfallwirtschaft ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch ein sozialer und wirtschaftlicher Gewinn. Darüber hinaus fordern wir die Entwicklung eines Abfallvermeidungskonzepts für die Kreisverwaltung selbst. Ziel ist es, alle Verwaltungsbereiche systematisch auf Einsparpotenziale, Wiederverwendungsmöglichkeiten und umweltfreundliche Beschaffung hin zu analysieren – und verbindliche Maßnahmen zur Reduktion von Abfällen und Ressourcenverbrauch umzusetzen.